De nihilo nihil fit – późny hołd

wochenblatt.pl 2 dni temu
Zdjęcie: Gruppenbild mit Pfarrern - 2. v. l. Henryk Hoch, Vorsitzender VdGEM, 2. v. l. Domherr André Schmeier, 4. v. r. Piotr Dukat Vorsitzender AGDM, r. Pfarrer Sebastian Niedzwiedzinksi, Danzig Foto: Uwe Hah


Vor 80 Jahren, Anfang 1945, machten sich von Gdingen aus Flüchtlinge aus Pommern und Ostpreußen voller Hoffnung darauf, dem Krieg zu entrinnen, auf Booten über die Ostsee auf den Weg in den Westen. Drei Schiffe, die „Wilhelm Gustloff“, die „Steuben“ und die „Goya“ kamen nicht weit und wurden nach wenigen Kilometern bei Leba/Łeba torpediert. Der knapp 23.000 Opfer gedenkt seit 1997 der Bund der deutschen Bevölkerung in Gdingen mit seinem Vorsitzenden Benedikt Reschke. Jetzt wurde dieser für das Erinnern vom Marschall der Woiwodschaft Pommern ausgezeichnet.

Grete Reschke Gustloff 2025
Foto: Uwe Hahnkamp

Eine illustre Gästeschar hatte sich in der Kirche der Muttergottes der unaufhörlichen Hilfe und Petrus, des Fischers, kurz auch Seefahrerkirche, in Gdingen eingefunden, um diesen ernsten Tag würdevoll zu begehen. Der Propst der Kirche, Pfarrer Andrzej Kryger, konnte neben Vertretern des deutschen Generalkonsulats in Danzig und des Verbands der deutschen sozialkulturellen Gesellschaften in Polen sowie den Mitgliedern verschiedener Vereine der deutschen Minderheit in Nordpolen auch Heiko Miraß, den parlamentarischen Staatssekretär für Vorpommern und das östliche Mecklenburg, begrüßen.

Heiko Miraß aus Mecklenburg-Vorpommern
Foto: Uwe Hahnkamp

Trauer, Gedenken und eine verdiente Ehrung

Im Rahmen des ökumenischen Gottesdienstes überwogen die ernsten und nachdenklichen Töne. Grete Reschke erinnerte in ihrem Gedicht „Gustloff 2025“ an die Toten aus den versenkten Schiffen, angesichts der neuen Kriege aber auch an die aktuellen Opfer. Diese Brücke schlugen auch Domherr André Schmeier aus Allenstein/Olsztyn und Pastor Sebastian Niedźwiedziński aus Danzig/Gdańsk in ihren Ansprachen sowie Pastor Wojciech Fröhlich aus Stolp/Słupsk in seiner Predigt. „Ich würde mir wünschen, dass wir andere Gründe für Gedenkfeiern hätten. Dass wir solcher Tage gedenken, sollte für uns ein Grund zur Scham sein. Als Christen dürfen wir in solch ähnlichen Situationen nicht schweigen, sondern müssen unser entschiedenes Nein sagen“, appellierte er an die Anwesenden.

Ehrung für Benedikt Reschke, links die Abgeordnete zum Sejmik von Pommern Beata Koniarska
Foto: Uwe Hahnkamp

Heiko Miraß, der der Einladung des Bund der deutschen Bevölkerung in Gdingen beim diesjährigen Neujahrsempfang von Generalkonsulin Cornelia Pieper Folge leistete, konzentrierte sich auf das Wort „unvorstellbar“, mit dem besonders tragische Ereignisse so oft umschrieben werden. Unvorstellbar für die Personen, die nach dem Krieg geboren sind und so etwas nie erleben mussten. „Doch diejenigen, die das Glück hatten, diesem Unvorstellbaren zu entrinnen, mussten sich es ihr Leben lang vorstellen, ob sie wollten oder nicht“, beschrieb er die Lage der Personen mit der „Schuld der Überlebenden“, wie es gerne genannt wird. „Auf Rügen kam in der Nacht zum 31. Januar 1945 das Flottentorpedoboot 436 mit 564 Überlebenden an. Eine Saßnitzer Schülerin berichtete von den Zuständen und ergänzte ‚wir sollten sie anziehen, füttern und die Kabinen säubern; die meisten von uns haben vor Ekel die Flucht ergriffen, geblieben sind nur wenige‘.“

Gast vor der Gedenktafel und den niederlegten Blumen – Bernard Gaida, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Minderheiten
Foto: Uwe Hahnkamp

Verdiente Erinnerung und Schwung für die Zukunft

Auch diese Personen gehören im weitesten Sinne zu den Opfern der Ereignisse. Seit der Gründung des Bunds der deutschen Bevölkerung in Gdingen bemüht sich Benedikt Reschke darum, die Erinnerung an die größte Schiffskatastrophe der Seefahrt wachzuhalten. In der Kapelle, die Petrus, dem Fischer gewidmet ist, hängt zwischen den Tafeln für viele andere auf See Gebliebene auch seit Jahren eine, die an die „Gustloff“, die „Steuben“ und die „Goya“ erinnert. Dort wurden im Rahmen eines kurzen Gebets nach dem Gottesdienst Blumen niedergelegt.

Erinnern, um das Unvorstellbare unvergessen zu machen – späte Ehrung für ein Leben im Dienst der Erinnerung.

Vorher jedoch gab es Rosen für einen Lebenden. Benedikt Reschke wurde für seinen langjährigen Einsatz von Mieczysław Struk, dem Marschall der Woiwodschaft Pommern, geehrt. Die Abgeordnete zum Sejmik, Beata Koniarska, überreicht Reschke in seinem Namen die Verdienstmedaille der Woiwodschaft „de nihilo nihil fit“, was man auf Deutsch etwa mit „von nichts kommt nichts“ übersetzen könnte. Ohne den Einsatz von Benedikt Reschke, seiner Frau und des Vereins wären die Torpedierung und der Untergang der Schiffe möglicherweise längst vergessen worden. Das betonte auch Aleksandra Kosiorek, die Präsidentin der Stadt Gdingen, bei ihrem Grußwort am Kai im Gdingener Hafen. Seit Langem war ein Vertreter der Stadt bei der Gedenkveranstaltung zu Gast und erlebte dort persönlich mit, wie die Gäste der Veranstaltungen wie jedes Jahr der Ostsee ihre Kränze übergaben und Grabkerzen für die Opfer entzündeten.

Gruppenbild mit Pfarrern – 2. v. l. Henryk Hoch, Vorsitzender VdGEM, 2. v. l. Domherr André Schmeier, 4. v. r. Piotr Dukat Vorsitzender AGDM, r. Pfarrer Sebastian Niedzwiedzinksi, Danzig
Foto: Uwe Hahnkamp

Während auf dem Kai die Teilnehmer der Feier unter Trompetenbegleitung „Wahre Freundschaft“ sangen, begleitete den Gottesdienst in der Kirche sehr professionell der Chor „Dzwoń Kaszubska“ unter der Leitung von Piotr Klemenski, der die nachdenkliche Stimmung durch seine Lieder wirksam verdeutlichte. Den Schwung aus dem Werfen der Kränze hingegen nahmen die Gäste mit zum geselligen Teil des Tages im Restaurant „Windrose“ und in ihre weitere Arbeit zum Erhalt der Erinnerung und beim Einsatz für die deutsche Minderheit in Nordpolen. Rafał Bartek, der Vorsitzende der deutschen Minderheit in Polen, nutzte die Gelegenheit, um einige ältere Mitglieder, die jahrzehntelang aktiv sind und auch mit über neunzig Jahren noch zu den Treffen kommen, mit der Ehrennadel des Verbands der deutschen sozialkulturellen Gesellschaften in Polen auszuzeichnen. Von jenen Menschen, die sich einsetzen, gibt es nie genug. Weder bei der deutschen Minderheit, noch im Bestreben dafür, das Unvorstellbare das bleiben zu lassen, was es sein sollte: unmöglich und unvorstellbar.

Stadtpräsidentin Gdingens zu Gast – Aleksandra Kosiorek bei ihrem Grußwort
Foto: Uwe Hahnkamp
Mit Schwung in die Wellen der Ostsee – Kränze für die Opfer der im Jahr 1945 torpedierten Schiffe
Foto: Uwe Hahnkamp
Rafał Bartek verleiht Ehrennadeln des VdG an verdiente ältere Mitglieder der deutschen Minderheit.
Foto: Uwe Hahnkamp

Uwe Hahnkamp

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